Die Kali- und Steinsalzschächte Deutschlands
Die Kali- und Steinsalzschächte             Deutschlands

 

7.1 Friedrich-Franz

 

 

7.1.1 Schacht "Friedrich-Franz"

 

19249

Lübtheen

Geschwister-Scholl-Straße15

 

RW 44 40 096

HW 59 07 928

 

53°17´59,60´´N

11°05´59,59´´O

 

Historische Aufnahmen:

Aus der Geschichte des Schachtes:

 

 

Mecklenburgische Gewerkschaft

Friedrich Franz

in Lübtheen i . M.

 

Gründung: Durch Gesetz vom 19. Juni 1896, Statut vom 3. November 1896, notariell abgeschlossen zu Berlin am 8. Dezember 1896, handelsgerichtlich eingetragen im Handelsregister von Lübtheen am 4. Dezember 1905.

 

Zahl der Kuxe: 1000. Die Kuxe sind weniger beweglich, als die preuss. Kuxe, weil sie nicht an der Börse gehandelt werden dürfen; sie befinden sich fast ausschließlich in festem Besitze einer kleineren Anzahl potenter Herren, den größten Anteil besitzt das Großherzogliche Finanzministerium zu Schwerin.

 

Gegenstand des Unternehmens: Ausübung der dem Bergwerksbesitzer Herrn Sholto Douglas in Berlin von der Großherzoglich Mecklenburgischen Regierung eingeräumten Befugnisse, im Großherzogtum Mecklenburg-Schwerin, Steinsalz nebst den mit demselben zusammen vorkommenden Salzen, namentlich Kalisalze, Magnesia- und Borsalzen, aufzusuchen und im bergmännischen Betriebe zu gewinnen, auch Solquellen auszunutzen, mit diesen Zwecken die erforderlichen Bergwerksanlagen herzurichten, sowie Aufbereitungsanstalten und Fabriken anzulegen, insbesondere die Ausbeutung des in der Anlage begriffenen Bergwerks bei Lübtheen. Der Vertrag ist vom 24.11.1894 und läuft bis zum 1.Juli 1994.

 

Beteiligungen: Bei der 1911 gegründeten Gewerkschaft Conow besitzt die Gewerk-schaft zusammen mit dem Großherzoglichen Finanzministerium die Mehrheit der Kuxe.

 

Bohrergebnisse: Bohrung 1 durchbohrte ein von 327 bis 443 m reichendes mit Kieserit und Steinsalz durchsetztes Kalilager, unter welchem sich Steinsalz befand; Bohrung II durchdrang ein von 285 bis 1207 Meter reichendes Lager von körnigem Steinsalz; Bohrung III wurde bei 281 m im Kies eingestellt; Bohrung IV erschloß von 257 bis 297 m ein mit Sylviniteinlagerungen durchsetztes Steinsalzlager und darunter ein 41 m mächtiges Lager von Carnallit und Kainit; Bohrung V traf bei 257 m auf ein Stein-salzlager mit Kali- und Anhydrit-Einsprengungen, Bohrung VI durchbohrte von 285 bis 433 m Steinsalz und darunter ein 50,6 m mächtiges Lager von Kalisalzen mit Steinsalz-einlagerungen, Bohrloch VII von 389 bis 502 m Kalisalz.

 

Schachtbau: Der Bau des „Friedrich-Franz-Schachtes" wurde im April 1897 begonnen. Das Abteufen bot erhebliche Schwierigkeiten; der Wasserabschluß gelang im Januar 1905 vollkommen, und zwar im Anhydrit. Das Handabteufen wurde Ende September bei 450 m Tiefe im liegenden Steinsalze eingestellt. Im Mai 1906 war der Schachtbau beendet und am 2. August 1906 erfolgte der feierliche Akt der Einweihung. Der Schacht steht bis 390 m Tiefe vollständig in eiserner Cuvelage, von da ab bis zur Endtiefe in Mauerung. Bei dem Abteufen wurden unter einer in allen Bohrungen festgestellten, etwa 10 m starken Salztondecke zwei Carnallitlager durch-fahren, die durch eine ca. 3 m mächtige Steinsalzbank von einander getrennt sind. Bei 430 m wurde die erste Hauptsohle angelegt. Später wurde der Schacht bis 680 m vertieft und in 500 und 600 m Tiefe wurden neue Sohlen angesetzt. Außer den Carnallitlagern wurde 1910 ein Hartsalzlager erschlossen. Der Abbau erfolgte in der Hauptsache auf der 500-m-Sohle. Seil Anfang 1916 zeigte ein geringfügiger Laugen-ausfluß, der schon im Jahre 1905 beim Auffahren der obersten (430 m) Sohle in der Nähe des Schachtes an der unteren Grenze des Carnallitlagers angetroffen, aber allmählich nahezu versiegt war, eine Änderung seiner Zusammensetzung und Zunahme der Ausflußmenge. Hinzugezogene geologische Sachverständige haben sich dahin geäußert, daß diese Veränderungen vermutlich auf den im Jahre 1912 erfolgten Wassereinbruch im benachbarten Bergwerk Jessenitz zurückzuführen sind, durch welchen, wie aus den damals eingetretenen starken Boden- und Grundwas-sersenkungen hervorgeht, das Deckgebirge über den Grubenbauen von „Friedrich Franz“ in Mitleidenschaft gezogen worden ist, so daß offenbar das Grundwasser allmählich Zutritt zum Salzlager finden konnte. Alle Bemühungen, durch systema-tische Abwehrmaßnahmen des zunehmenden Zuflusses Herr zu werden, erwiesen sich als vergeblich, denn nach zwar mehrfach gelungener, aber immer nur vorüber-gehender Zurückdrängung drang die Lauge stets wieder vermehrt durch. Ein letzter Versuch, durch Abschluß des Schachtes gegen die vorhandenen Sohlen wenigstens die Schachtröhre zu retten und die Anlegung einer neuen Abbausohle zu ermög-lichen, wurde dadurch vereitelt, daß in der Nacht vom 8. zum 9. Dezember ein gewaltsamer Durchbruch erfolgte, der den Schacht völlig unter Wasser setzte. Wie die gleichzeitig aufgetretenen starken Erderschütterungen erkennen ließen, ist mit diesem Ereignis ein Zerreißen des den Schacht umgebenden Salzgebirges verbun- den gewesen, so daß jeder Versuch zur Sümpfung des Schachtes zwecks Wieder-aufnahme des Grubenbetriebes als aussichtslos aufgegeben werden mußte und der Bergwerksbetrieb damit zum Erliegen gekommen ist. Die Tagesanlagen sind fast unbeschädigt geblieben. Unter den seit November 1918 veränderten Verhältnissen erschien ein neuer Schachtbau ausgeschlossen.

 

Tagesanlagen: Die gesamten Tagesanlagen, einschließlich einer Sulfat und Chlor-kaliumfabrik eines Verwaltungsgebäudes und einer Reihe von Beamten- und Arbeiterhäusern wurden bis Juli 1906 fertiggestellt. Die Chlorkaliumfabrik ist gegen-wärtig an die Gew. Conow vermietet. Im Jahre 1907 wurde auch die Fabrikation von Brom aufgenommen. (Quelle: 7*).

 

Verlauf der Wassereinbrüche in den Schacht Friedrich Franz in Lübtheen
Wassereinbruch in die Schächte Jessenitz[...]
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Asse II
Steinsalzkristalle auf Grubenbahnschwelle
Schachtausmauerung (Modell Deutsches Bergbaumuseum Bochum)
Fördergerüst Esserschacht
Kalisalz Soligorsk
Alte Lohntüte
Schachtröhre mit Tübbingausbau (Modell Deutsches Bergbaumuseum Bochum)
Fördergerüst Schacht Theodore (Elsaß)
Gewerkschaft Beienrode
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